Arc-Doppelsieger

dimanche 5 octobre 2014

Letztes Jahr war ich sprachlos, wie ein Pferd nach einem solchen Rennverlauf noch so überlegen gewinnen kann, dieses Jahr war ich einfach so sprachlos. Treve gewinnt erneut den Arc wie sie will mit ihrem 'turn of foot' in der entscheidenden Phase, diesem 'turn of foot', den man bei den letzten Rennen so schmerzlich vermisst hatte, doch am entscheidenden Tag war er wieder da.



Aussehen tut die Stute nun wirklich nach gar nichts. Das Adjektiv 'imposant' wurde für andere Vertreter der Spezies Vollblüter erfunden, nicht für Treve. Doch in der entscheidenden Phase eines Rennens, da lässt einen diese unscheinbare Stute erstaunen. Ein Arc-Doppelsieg, das ist schon etwas für die Geschichtsbücher, das erlebt man nicht häufig. Ich selbst fahre seit 1991 zum Arc, habe so manchen beeindruckenden Arc-Sieg gesehen und so manchen Arc-Sieger, der es im Jahr danach noch einmal probierte. Doch jeder blieb auf der Strecke. Zweimal der Sieg im 'Rennen der Rennen', bei dem alles stimmen muss, damit es zum Triumph reicht, das ist nicht einfach. Und diese graue Maus schafft es, sie ist meine erste "Arc-Doppelsiegerin", die ich live gesehen habe.



Wenn mein Blick in die Siegerliste nicht zu flüchtig war, ist sie die erste Stute seit Corrida, der dieses Kunststück in den Jahren 1936 und 1937 gelang. Der letzte Hengst, der sich als Doppelsieger in die Annalen eintragen konnte, war der Ire Alleged 1977 und 1978. Beide Vollblüter sind mir nur oberflächlich geläufig. An Treve und ihre beiden Arc-Siege werde ich mich dagegen "für immer" erinnern.



Für den siegreichen Jockey Thierry Jarnet war es wohl auch ein 'memorable day' der besonderen Art, wie seine Reaktion unmittelbar nach dem Rennen zeigte. Wer dachte, für einen Jarnet, der immerhin schon seinen 4. Arc-Sieg feiern konnte, wäre das nichts Besonderes mehr, der sah sich getäuscht. Die Teleobjektive der Kameras fingen ihn schon beim Zurückreiten ein und jeder der 60.000 Zuschauer konnte sehen, wie er mit den Tränen kämpfte und sich immer wieder über das Gesicht wischte. Er brauchte eine ganze Zeit, um sich wieder zu fangen und dann seine Jubelpose dem Publikum immer wieder zu zeigen. Dem 47jährigen Jarnet wird heute klar gewesen sein, dass er das vermutlich nicht noch einmal wird erleben können. Im letzten Jahr war es ein 'glücklicher Zufall', dass er Treve doch noch reiten konnte, da sich Stalljockey Lanfranco Dettori verletzt hatte, diesmal verdankte er es der Trainerin, die beim Besitzer intervenierte und um einen Austausch Dettori gegen Jarnet bat. Als Jarnet vor 22 Jahren mit Subotica seinen ersten Arc gewann, hat er einfach nur gejubelt, da stand er am Anfang seiner Karriere, noch viele Arc-Erfolge schienen möglich. Er hat auch etliche weitere Höhen erlebt, aber auch eine ziemliche Durststrecke durchlebt. Eigentlich schien die 'große Bühne' für ihn nur noch in alten Rennfilmen zu existieren und dann erlebte er -auch dank Treve - seinen zweiten (oder war es schon der dritte?) Frühling.



Mit der Stute We Are hatte sich Jarnet unmittelbar vor Treve im Opera bereits einmal als Sieger feiern lassen können. Die Stute mit der besonderen Geschichte (Tumorerkrankung, Aberkennung ihrer Siege wegen einer bei der Dopingprobe nachgewiesenen Substanz, die durch den Tumor gebildet wurde) hatte ich auch nicht wirklich auf der Rechnung, aber in dem Rennen hatte ich mich eh mehr auf die beiden deutschen Teilnehmerinnen konzentriert und Feodora sah kurz ja auch recht chancenreich aus. Doch war auf dem letzten Stück der Schwung des zuvor vielversprechend aussehenden Angriffs weg und Feodora kann sich nur des 'achtbaren' 5. Platzes rühmen. Nymphea versuchte ihr Glück - wie (fast) immer - von vorne und hatte schnell ausgespielt, aber Dennis Schiergen hat seinen ersten Ritt am Arc-Tag gehabt (durfte sein Vater eigentlich jemals in Longchamp am Arc-Wochenende in den Sattel steigen?).



Apropos Vater-Sohn-Beziehung: Auch Joseph O'Brien hatte heute auch einige Ritte für seinen Vater in Longchamp, doch ist dies für ihn ja nichts Ungewöhnliches mehr. Beim O'Brien-Sieg im Rennen für die Youngster-Stuten dachte ich noch, dass ich Abbitte für manche Kritik, die ich an Joseph in letzter Zeit gebüb hatte, leisten müsste. Die Galileo-Tochter Found profitierte bei ihrem Erfolg von einem bestens getimten Ritt. Als die Starterinnen nach dem Rennen zurückcanterten, musste ich jedoch erkennen, dass ich mich beim Jockey vertan hatte. Ich hatte die Stute noch vor drei Wochen mit Joseph im Sattel auf dem Curragh gesehen (da lief sie noch sehr 'grün' und wurde Dritte) und nahm an, dass er auch diesmal in ihrem Sattel gesessen hätte. Doch diesmal es war Ryan Moore. damit war es auch nicht mehr verwunderlich, dass Found ein ideales Rennen serviert bekommen hatte.



Hätte Moore ein Rennen später auch im Sattel des zweiten O'Brien-Vertreters Gleneagles gesessen, dann - so meine unüberprüfbare Ansicht - dann hätte O'Brien auch das zwiete Youngster-Gr I in Longchamp gewonnen bzw. den Sieg behalten. Doch Gleneagles hatte das Pech, vom Trainersohn geritten zu werden, der ihn etwas zu früh brachte und dann in Führung liegend befürchtete, dass ihm noch jemand gefährlich werden könnte, was ihn zu mehrmaligem Stockeinsatz auf der linken Seite veranlasste. Darauf reagierte Gleneagles mit einem Spurwechsel nach innen, der vom etwas versetzt neben ihm angreifenden Full Mast mitvollzogen wurde. Pech für Gleneagles, dass dadurch der innen von Full Mast liegenden Territories fast in die Innenrails gequetscht wurde und der eigentlich Leidtragende des Vorfalls war. In einem GB/IRE-Rennen wäre nichts passiert, doch die F-Rennleitung disqualifizierte Gleneagles und setzte ihn hinter Territories auf Rang 3. Eine harte Entscheidung und eine, die ganz auf die Kappe von Joseph geht, der dies durch einen besser getimten Ritt hätte verhindern können (mit einem Peitschenwechsel nach rechts vermutlich auch, doch das lässt sich hinterher natürlich immer leicht sagen).



So, jetzt werden die Koffer gepackt, morgen geht es wieder zurück nach D.





Arc-Doppelsieger

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